Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Arnold Lang, Jena, 10. Mai 1891

Jena 10. Mai 1891.

Lieber Freund!

Beifolgender Brief von Driesch an Theophiloffa erbitte ich zurück. Ich füge hinzu, daß ich auf die alberne „mechan. morpholog.“ Abhandlung von Driesch (– mit dem ich niemals irgend einen Conflict gehabt –) kein Wort erwidert habe und erwidern werde. Unsere Freunde hier meinen übereinstimmend, daß D. in Folge von „Monomanie degrandenz“ unzurechnungsfähig sei, da nicht anzunehmen, daß er diesen unglaublichen Brief mit seinen gemeinen Schmähungen mit klarem Bewußtsein geschrieben habe. Dieser Casus-singularis läßt alle anderen „dankbaren Schüler“ (Dohrn, Kluby etc.) mit hinter sich! Hoffentlich hören wir bald von Ihnen und Ihrer lieben Familie recht viel Gutes! – –

Ich habe ein böses Vierteljahr hinter mir! Meine arme Frau hat 7 Wochen in der Privat-Klinik u. 3 W. zu Hause gelegen. Jetzt fängt sie an wieder etwas zu gehen, ist aber noch sehr schwach, übrigens ist die lebensgefährl. Operation (Gallenstein-Extract) glücklich gelungen. – Ich stecke in der Umarbeitung der Anthopogenie (4. Aufl.) eine schreckliche Aufgabe! – Semon ist seit einig. Tagen Prof. und reist im Mai auf 16 Monate nach Australien u. Indien.

Mit herzlichsten Grüßen an Sie und Ihre l. Familie

Ihr tr. alter E. Haeckel

a irrtüml.: Theykiloff

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
10.05.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Unbekannt
ID
33087