Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 27. Dezember 1912

Jena 27.12.1912.

Liebster Freund!

Deine liebenswürdigen Weihnachts-Geschenke – der auserlesener Caviar und die 36 Büchsen Erdbeer und Orangen-Marmelade – sind am 23.12. wohlbehalten hier eingetroffen und haben die culinarischen Freuden unseres einsamen Weihnachtstisches glänzend verschönert! Tausend herzlichen Dank! –

Mein Weihnachts-Packet mit den versprochenen Büchern kann ich Dir erst in einigen Wochen schicken. Ich stecke nun schon über 5 Wochen in meiner Klosterzelle und habe wegen der unleidlichen rheumatischen Gelenk-Schmerzen (in beiden Beinen, Hüfte und Knie) nicht mehr ausgehen können, so daß Dein schöner Fahrstuhl sicher in seinem schützenden Winterhäuschen steht. ||

Indessen geht es seit einigen Tagen etwas besser, so daß ich hoffe, etwa in 14 Tagen wieder in das Phyletische Museum (– das sich regen Besuches und vielen Beifalls erfreut –) fahren zu können.

Schwester Röschen geht es leidlich; sie sendet Euch mit mir herzlichste Grüsse und beste Wünsche für das Neue Jahr 1913! Vor Allem Gesundheit! –

Wir haben die Weinachtstage ganz still verlebt. Walter ist mit seiner Familie einer Einladung seiner Schwiegermutter nach Meran gefolgt. Die Leipziger Meyer werden zu Sylvester und Neujahr bei uns sein. –

Im Übrigen sind wir Beiden alten Invaliden jetzt froh, das verrückte „Theatrum mundi“ jetzt aus der Vogel-Perspective! (– fern vom Schuss!) betrachten zu können.

Treulichst stets Dein alter Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
27.12.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 32951
ID
32951