Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 5. März 1912

Jena 5.3.12.

Liebster Freund!

Heute trafen die herrlichen Birnen – wahre Tafel-Prachtstücke! – aus Paris hier ein, die Du mir von dort gütigst sandtest! Herzlichen Dank dafür; – nicht minder für Deine Glückwünsche zum 78. Geburtstag. Ich habe diesen Geburtstag ganz still verlebt, mit wenig erfreulichen Betrachtungen über das letzte Unglücksjahr! Mein Befinden ist noch immer dasselbe; doch hoffe ich, demnächst bei dem schönen Frühlingswetter öfter mit Schwester Röschen spazieren fahren und so die gewohnten (mir jetzt sehr fehlenden) Spaziergänge etwas ersetzen zu können. ||

Daß Du Dich in Paris wieder so vortrefflich amüsirt hast, freut mich sehr! Wie gern hätte ich daran Teil genommen und mit Dir gelacht!

Ich bin nun schon seit fast 11 Monaten nicht a Abends aus dem Haus gekommen. Resignation!

Schwester Röschen sendet Dir mit mir herzlichste Grüsse!

Treulichst Dein alter

Ernst Haeckel.

P.S. Euer großartiger Riesen-Streik interessirt uns sehr! England ohne genügende Kohlen!! Und dabei die „kohlschwarze“ Regierung in Bayern – und China!

a gestr.: aus

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
05.03.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 32933
ID
32933