Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 16. Februar 1907
Jena 16.2.1907.
Liebster Freund!
Da ich vermute, daß Du morgen noch in Bonn bist, beeile ich mich, Dir dorthin meinen herzlichsten Dank für Deinen Glückwunsch zu meinem heutigen 73. Geburtstag zu senden, sowie für die hochherzige Spende von 1000 Mk, die Du zur Ernst Haeckel Stiftung, also zur Ausführung des Phylogenetischen Museums beiträgt.
Der Bau soll schon im April begonnen werden. Ich hoffe, an diesem meinem jüngsten und letzten Kinde noch viel Freude zu erleben – d. h. wenn das verglimmende Lebensflämmchen noch einige Jahre vorhält. ||
Der plötzliche Tod Deines lieben vortrefflichen Bruders, den ich aufrichtig verehrte, hat mich mit herzlicher Teilnahme erfüllt. Gleich nachdem ich die Nachricht vor 2 Tagen in der Zeitung gelesen, hatte ich derselben in einer, nach Glasgow gerichteten Postkarte Ausdruck gegeben.
Ich gedenke am 1. – 8. März eine Museums-Reise zu machen, um Erfahrungen für meinen Bau zu sammeln (Frankfurt a/M, Darmstadt, Stuttgart, München). Den größten Teil der Osterferien bleibe ich wohl hier.
Indem ich Dich bitte, auch der Familie Deines lieben Bruders meine aufrichtige Teilnahme auszusprechen, bleibe ich mit besten Grüßen Dein treuer
E. Haeckel.