Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 5. April 1905
Jena 5.4.1905.
Liebster Freund!
Einer dringenden Einladung folgend werde ich am Freitag 14.4. Abends in der Singakademie in Berlin einen populaeren Vortrag über den Kampf zwischen Entwicklungslehre und Kirchenglauben halten. Ich fahre am 12. hin und bleibe 5–6 Tage dort. Sollte Dich Dein Reise-Schicksal um diese Zeit nach Berlin führen, so würde ich mich riesig freuen Dich dort zu sehen. Sonst jedenfalls später hier im Sommer! Eventuell auch in Schottland, Deiner liebenswürdigen Einladung zufolge. ||
Über die große Wirkung, die meine „Welträthsel“ in der Schottischen und Englischen Welt andauernd ausüben, schrieb mir kürzlich ausführlich ein Deutscher Kaufmann, der seit 30 Jahren dort lebt: Friedrich Krasser (35 Park Drive, South, Whiteinch, Glasgow). –
Der Sohn eines Collegen, Prof. Kessel, 20 Jahr alt, brav, wünscht als Commis in einer deutschen Export-Gesellschaft in England Stellung (mit bescheidenem Gehalt), er war 3 Jahr hier in einem Geschäft; vielleicht hörst Du zufällig etwas.
– Bei uns geht es im Ganzen gut!
Mit besten Grüßen von Haus zu Haus
Dein alter
Ernst Haeckel.