Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Max Fürbringer, Jena, 19. Dezember 1913

Jena, 19.12.1913

Lieber Freund!

Heute früh schickte mir Semon das schöne Dankschreiben, welches Du im Namen unseres Redaktions Komitees für Dr. Gustav Fischer, als den Verleger des grossartigen australischen Forschungswerkes von S., verfasst hast. Ich habe dasselbe sogleich heute Nachmittag an Dr. G. F. mit einer entsprechenden mündlichen Danksagung persönlich übergeben. Er war sehr erfreut und mit der glücklichen Vollendung des 20 Jahre entwickelten Riesenwerkes sehr zufrieden, auch mit dem Absatz. Von Deinem Schluss-Resumee werde ich 20 Exemplare (Reklame) in alle Welt schicken. Für die unermüdliche Sorge und Mühe, die Du selbst auf das Zustandekommen verwendet hast, sage ich Dir noch meinen ganz besonderen herzlichen Dank!

Ich bin jetzt in meiner einsamen Klosterzelle der „Villa Medusa“ ganz still und erfreue mich in meinem letzten kurzen Lebensabschnitt an Kunst und Literatur. Wissenschaftliche Arbeit habe ich ganz aufgegeben, auch „Entwicklungsgeschichte“! Hier haben ja meine Treuen und Lieben Schüler (voran Oskar Hertwig und Roux) so viel glänzendere neue (mikromechanisch) Bahnen eingeschlagen, dass ich bereits zum überwundenen „alten Eisen gehöre“. Von dem „Neuen Jena“ (dessen Fortschritte nicht immer erfreulich sind) höre und sehe ich wenig. –

Meine arme Frau ist wieder sehr leidend und hat den grössten Teil des Jahres im Bett zugebracht. Unsern Kindern geht es gut. Dass ich nicht mehr reisen und nicht mehr auf meine lieben Berge gehen kann, ist mir sehr schmerzlich. –

Mit herzlichen Grüssen an Dich und Deine liebe Frau

treulichst Dein alter

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
19.12.1913
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 32377
ID
32377