Ernst Haeckel an Herman George Scheffauer, Jena, 11. Dezember 1915
Jena 11. Dezbr. 1915
Lieber Herr Scheffauer!
Die Aussicht, Sie nächsten Mittwoch (15.12.) hier wiederzusehen, und zwar mit Ihrer lieben Frau Gemahlin, hat mich hocherfreut. Sie fahren am besten 10,14 von Berlin ab und sind dann 2,1 hier am Saalbahnhof (der D. Zug hat Speisewagen zum Mittagessen). Wenn Sie um Mitternacht (12.7) von dort nach München weiter fahren wollen (– Ankunft in München 7,2 früh), können Sie Ihr Gepäck gleich auf dem Saalbahnhof lassen und entweder dort Mittag essen, oder 2 Stunden zu einer Wagenfahrt durch die Stadt benutzen (Botanischer Garten, Universität, Markt, Paradies, Saalbrücke, Schiller-Kirche in Jena-Ost, Erlkönig am Thalstein;) – oder auch das Phyletische Museum (am Paradies) besuchen (mit Empfehlung an Praeparator Seegy). Wenn Sie aber hier übernachten und am Donnerstag Mittag (2 Uhr) nach München (Ankunft Abd. 9) weiter fahren wollen, empfehle ich Ihnen zum Übernachten Hotel „Schwarzer Baer“(„Luther-Bismarck“) – oder auch „Fürstenhof“ (elegant). Sie können dann am Donnerstag Vorm. mein Phyletisches Museum besuchen, oder eventuell (bei schönem Wetter) mit mir eine Spazierfahrt machen. – Mittwoch bin ich von 4 Uhr (oder 5) Nachm. an (– nicht früher, wegen meiner Kur! –) bis Abd. 12 ganz zu Ihrer Disposition (Berggasse 7). Ich hoffe sehr, dass Sie Beide den Abend bei mir zubringen und mit mir Thee (und bescheidenes Abendbrot) einnehmen. Seit dem Tode meiner lieben Frau führt meinen Haushalt meine liebe Enkelin,|| Else Meyer (21 Jahre alt) – ein sehr feines und für Biologie interessiertes Mädchen.
Ich bitte Sie, mir ganz kurz (per Postkarte) mitzuteilen, ob wir Sie zu Mittwoch Abend (5–11 Uhr) bei uns erwarten können.
Über Ihre Deutschfreundliche Gesinnung und literarische Hilfe (– „Orchelle“! –) haben wir uns sehr gefreut!
Alles weitere bald mündlich!
Mit herzlichsten Grüssen
an Sie Beide
treulichst
Ihr alter
Ernst Haeckel.