Ernst Haeckel an Arthur Pfungst, Jena, 21. Januar 1907
Dr. Arthur Pfungst Frankfurt a. M.
Jena, 21.1.1907.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Da ich mehrere Wochen verreist war, erhielt ich Ihren freundlichen Brief (vom 26.12.06) erst nach meiner Rückkehr – leider zu spät, um Ihren Vorschlag zu verwirklichen. Ich glaube übrigens, daß Ihr Vorschlag, eine gemeinsame antiklerikale Kundgebung zu den Reichstagswahlen zu veröffentlichen, in der die verschiedenen liberalen und freidenkenden „Bünde“ als Corporationen vereinigt auftreten, auf große Schwierigkeiten gestoßen sein würden; die allberühmte „deutsche Einigkeit“! Mit unserm „Deutschen Monistenbund“ geht es überhaupt nicht in gehoffter Weise Weise [!] vorwärts; fast alle wissenschaftlichena Capacidäten [!] (– obgleich derselben Überzeugung wie ich selbst –) halten sich davon fern. Wir haben zwar 1600 Mitglieder; aber es fehlt an einem geeigneten aktiven Präsidenten; ein solcher ist sehr schwer zu finden. Ich selbst, als sogenannter „Ehrenpräsident“ kann leider nicht activ mitwirken, schon meiner schwankenden Gesundheit wegen; auch bin ich im hohen Grade „unpraktisch“
Mit besten Wünschen für Ihr
Wohlergehen im Neuen Jahre
Ihr ergebener
Ernst Haeckel.
a korr. aus: wissenschafftlichen