Engelmann, Wilhelm; Engelmann, Theodor Wilhelm

Wilhelm Engelmann und Theodor Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Leipzig, 11. September 1874

WILH. ENGELMANN

LEIPZIG

Leipzig, 11. Septbr. 1874.

Mein werther Freund!

Obgleich ich nicht weiß, ob Sie dieser Brief noch erreichen wird, so will ich Ihnen dennoch einen Bericht über Ihre Entwicklungsgeschichte geben.

Die Postkarte von meinem Sohne vom 29. August, die Antwort auf Ihren Brief vom 28. August aus Jena werden Sie erhalten haben. Alles ist in bester Ordnung und werden Ihre Bestimmungen nächste Woche nun Alle ausgeführt.

Sämmtliche Bogen von Frommann sind jetzt hier; allein Herr Giltsch hat mich vollständig im Stiche gelassen. Erst für Morgen hat er mir den Rest der Tafeln: 1000 Tafeln VI versprochen; treffen diese ein, so ist die ganze Versendung bis heute über 8 Tage geschehen; sollte Giltsch aber nicht liefern, so wird die Expedition um einige Tage verzögert werden müssen. 20 Exemplare sende ich Ihnen nach Jena, 80 – an die aufgegebenen Adressen. ||

Das Wichtigste ist jetzt der neue Abdruck! Am 6. dieses kam ich von der Reise zurück, wo schon 11 Bogen fertig waren, und bis gestern auch schon Bogen 12, 13, 14, die letzten Manuscriptbogen 15–25 aber ganz sicher in 12–14 Tagen ebenfalls fertig sind. Erhalte ich nun bis dahin kein weiteres Manuscript, so lasse ich die Bogen 26–47a, wie sie vorliegen abdrucken. In einer Woche muß der neue Abdruck fertig sein, da nach meiner Berechnung das Buch ca. 3 Wochen im Handel fehlen würde, was Sie wie ich um jeden Preiß vermeiden möchten. Schwerlich treffen Sie von Ihrer Reise vor Mitte October nichtb in Jena wieder ein, zu einer Zeit, wo der neue Abdruck fertig ist.

Auf den Titel werde ich setzen:

Zweite unveränderte Auflage

und für dießmal eine neue Vorrede nicht dazugeben, sondern nur

Vorrede zur ersten und zweiten Auflage

sagen. Nun schrieben Sie mir am 28. August: ||

„den Rest (des Manuscriptes) werde ich Ihnen baldigst nachsenden.“

woraus ich schließe, daß Sie das Manuscript mit auf die Reise genommen haben. Wäre dieß der Fall, so möchte ich Sie bitten mir recht schnell den Rest des Manuscriptes einzusenden; träfe solches hier in 8–10 Tagen ein, so wäre dieß die günstigste Zeit.

Das Honorar sende ich nächste Woche an Ihre Mutter in Potsdam.

Es wäre mir nun sehr angenehm, wenn Sie dieser Brief noch erreichte, und Sie mir Nachricht geben könnten, ob Sie mit meinen Dispositionen auch einverstanden sind.

Von Herzen wünsche ich Ihnen eine glückliche und genußreiche Reise!

Mit freundschaftlichem Gruße von mir und den Meinigen

der Ihrige

Wilh. Engelmann. ||

Lieber und verehrter Freund!

Die Gelegenheit, Ihnen ein paar Worte mitzuschicken, die sich mir eben bei einem Besuch im Geschäftslokal meines Vaters bietet, kann ich nicht ungenutzt vorbeigehen lassen; ist es dießmal auch nur, um Ihnen meine Freude über die Vollendung Ihrer Entwicklungsgeschichte auszusprechen. Mit großer, immer wachsender Theilnahme habe ich schon am Züricher See die c ersten 16 Bogen gelesen u. verlange nun sehr das Uebrige zu sehen. Wie lebendig u. fesselnd wird doch gleich alles Wissen, wenn der Herzschlag einer großen u. gesunden Theorie darin wirkt. Sie haben das auch den Blinden mit diesem Buche ad oculos demonstrirt. Hoffentlich finde ich baldd Gelegenheit, mich noch mehr in den Gegenstand Ihrer Arbeit zu vertiefen. Manches wäre es worüber ich näher Ihre Meinung hörte, mehreres auch wo ich opponiren möchte. Inzwischen seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem immer treu ergebenen

Th. W. Engelmann

Leipzig 11. September 74.

a korr. aus: 46; b eingef.: nicht; c gestr.: 16; d eingef.: bald

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
11.09.1874
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 2910
ID
2910