Arnold Lang an Ernst Haeckel, Zürich, 9. April 1905
ZOOLOGISCH-VERGL. ANATOMISCHES LABORATORIUM
BEIDER HOCHSCHULEN
ZÜRICH.
den 9ten April 1905
Verehrter Lehrer und lieber Freund!
In hochherziger Weise hat die Preiskommission des Jenaer Preisausschreibens auf Ihren Antrag hin beschlossen, der Bibliothek des meiner Leitung unterstellten Zoologischen a Institutes ein vollständiges gebundenes Exemplar des Sammelwerkes: „Natur und Staat“ zu schenken. Wir haben die ersten 7 Bände soeben erhalten. Gestatten Sie mir, Ihnen im Namen des Institutes für das überaus werthvolle Geschenk, für sich und zu Händen der Kommission, den wärmsten Dank auszusprechen. ||
Ich stecke tief in der Ausarbeitung einer neuen Abtheilung meines Lehrbuches und lege alles andere bis zu deren Vollendung zurück. In der ersten Hälfte März machte ich mit meinem Bruder eine sehr gelungene und vom Wetter meist sehr begünstigte Rundreise in Norditalien (Milano, Venetia, Bologna, Firenze, Pisa, Genova). Bei einer Fusswanderung von Chiavari nach Portofino hatten wir das herrlichste Haeckel-Wetter, das uns in besonders gehobener Stimmung Ihrer zu gedenken veranlasste.
Seit Tagen stecken wir wieder hier im grauen, kalten Winter mit Schnee- und Regenstürmen und bei nächtlichen Temperaturen von 0 und -1°! ||
Holder Frühling, komm doch wieder!
Mit den wärmsten Grüssen von mirb meiner Familie auch an Ihre verehrte Frau Gemahlin
Ihr stets und immer wieder
treu ergebener
Arnold Lang
a gestr.: Un; b eingef. mit Einfügungszeichen: von mir