Monjé, Paula

Paula Monjé an Ernst Haeckel, Düsseldorf, 20. Juni 1916

Düsseldorf den 20/6 1916.

Hochverehrter Herr Professor!

Aber welche große, große Freude haben Sie mir gemacht mit Ihren entzückenden Aquarellen. Der Sonnenuntergang ist ganz großartig – wie lustig sind die Wolkenstreifen über dem goldigen Himmel gerissen. Wenn Sie kein großer Naturforscher wären, wären Sie ein großer Maler. Ich traute meinen Augen kaum als das Paket || kam! Na dachte ich, nun schickt dir der Herr Professor dein Bild zurück – es paßte ihm am Ende nicht. Wie freudig überrascht war ich dann über den schönen Inhalt, und Ihren lieben freundlichen Brief.

Denselben Abend las ich auch Ihre Thesen des Monismus. Meiner Ansicht nach nähern Sie sich mehr mir, mit Ihren letzten Schlüssen, wie ich Ihnen das Ganze Eins. || Das Endziel der äußersten Atome geht zu Gott, wovon sie ausgingen.

Wissenschaftlich finden Sie das vielleicht noch heraus – ich begnüge mich mit der Kraft der Erkenntniß des Ganzen, die ich mir im Leben angewöhnt habe. Erstaunt würden wir wohl Alle sein wenn wir mal durch Alles durch schauen könnten! Aber ich sehe beständig in Allem ebenso viel Ewiges || wie Materielles.

Die beiden Blätter Kunstformen sind hochinteressant, bin neugierig, ob ichs mal vernünftig wo anbringen kann.

Für Alles also tausend herzlichen Dank.

Wie kalt es ist! Wir heizen – und Ihr Berg mit dem rötlich strahlenden Gipfel wird auch selten die Schillersche Farbe tragen. Ich habe augenblicklich || sehr viel zu tun.

Anfang Juli gehe ich nach Holstein, aber erst, wenn es wirklich warm ist.

Mit dem allerherzlichsten Dank grüßt Sie Ihre

Sie hochverehrende

Paula Monjé.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.06.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 25849
ID
25849