Nebuschka, Marie Luise

Marie Luise Nebuschka an Ernst Haeckel, Rom, 1904

Zur Erinnerung an den September 1904.

in Rom.

[gepresste Blätter kombiniert mit Heideblüten]

In dankbarer Verehrung

Ihre ganz ergebene Marie Louise Nebuschka. ||

Wenn im morgenfrischem Walde

Purpurrot die Haide blüht,

und im Sonnenglanz die Spinne

ihre zarten Fäden zieht, –

Wenn der zarte Duft von welken Blättern

Uns erinnert an vergangnes Glück

Denkst auch Du gewiß an längstentschwundene Tage

Denkst ans Schaffen, Lieben, Streben gern zurück.

Wie durch herbstlich weiße Nebel

Zieh’n die Bilder leicht dahin;

Jugendbilder, lieb u. teuer

Sturm u. Kampf u. froher Sinn.

Doch die Sonne löst die Schleier,

Klarer wird es Dir im Schau’n,

Und zum Greifen deutlich

Siehst Du selbst an Deinem Werk Dich bau’n.

Schaust nun freudig nach den Klippen

Die Du glücklich oft bezwungen

Siehst viel dankerfüllte Herzen

Die im Sturme Du errungen. ||

Da, durch gold’ne Blätterranken

Steigt herauf ein schönes Bild.

Überstrahlt in diesem Monde

Alles was Dich sonst ausfüllt.

Denn in diesem Scheidemonat

Hast Du einst nach langen blut’gem Krieg,

Allem Lug u. Trug zum Trotze,

Dir in Rom erkämpft den schönsten Sieg.

- - - - - - - - - - -

Wenn der zarte Duft von welken Blättern

Uns erinnert an vergangnes Glück,

Denkst auch Du gewiß an stille, schöne Gärten

Die zum Meer hingrüßen mit verträumten Blick. –

- - - - Schau, nun ging der Tag zur Ruhe

Hörst Du, wie die Grillen lachen? - -

Möchtest freudig Du noch lange schaffen

Glücklicher, uns glücklich machen! –

- - Leis’ mit dunkeln Schleiern kommt die Nacht

Und verhüllt die lichte Ferne, - - - -

Tausend schöne Wünsche sollen zu Dir wehen

Aus dem rätselvollen ewig schönem Licht der Sterne

––––

 

Letter metadata

Gattung
Empfänger
Datierung
11.09.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 23980
ID
23980