Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 19. Juli 1881
Buchhändler
G. Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltische Str. 12.
Berlin 19. Juli | 1881
Lieber Ernst
Hierbei 6 Exemplare Deiner arabischen Korallen4 gratis zu angemessener Verwendung auf Deiner indischen Reise, die ich übrigens in Deiner Stelle wegen der nicht mehr zu erwartenden Unterstützungen, die aber im nächsten Jahr vielleicht zu bekommen sind, vorläufig aufgeben würde.
Selbst bei Deiner bemerkenswerthen Kunst, billig zu reisen wird Dir das Unternehmen doch immerhin einen schweren Posten Geld kosten, und diese Ausgaben aus eigenem Beutel, kommen mir etwas verschwendet vor, wenn Dein wissenschaftlicher Hauptzweck „die| Tiefsee Untersuchungen“ damit nicht bestritten werden kann. Muß es denn durchaus in diesem Jahr sein? Warten schadet nur in seltenen Fällen. Im nächsten Jahr bist Du jedenfalls noch besser vorbereitet, und wenn auch dann die offiziellen Unterstützungen fehlen, dann kannst Du möglicher Weise bis dahin einen reichen Reisegefährten haben.
Doch verzeih dies Geschreibsel, Du mußt am besten wissen, was Dir frommt und nützt, mir stiegen meine Bedenken nur auf, als ich in Deinem Briefe a las, daß Deine Bemühungen auch in Wien und London bisher || nichts als schöne Worte zur Folge gehabt hätten.
Die Rosenthalsche englische Conversation hat mir nur 10 Mk gekostet, ich werde meiner Frau schreiben, daß sie nicht mehr als diese von Clara nehmen darf.
Daß es mit dem Verkauf des Hauses auf dem Kurfürstendamm doch nichts ist, daß die Bildung der englischen Baugesellschaft sich zerschlagen hat, wirst Du wohl aus Potsdam erfahren haben. Wo einmal das Pech so fest sitzt, da läßt das Glück sich selten sehen, und ein Glück wäre dieser Hausverkauf für Heinrich gewesen. Adio herzliche Grüße an Agnes
Dein treuer Ernst Reimer
a gestr.: da