Georg Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 11. März 1870
Lieber Ernst,
Die gestern durch Deinen Brief erhaltene schmerzliche Nachricht von dem Tode Deiner Schwägerin Bertha hat uns alle sehr erschreckt und betrübt, und namentlich Mariechen tief erschüttert. Ich hatte Ernst Deinen Brief gegeben; er hat sie wohl vorbereitet, ihr aber doch nicht länger die Wahrheit vorenthalten mögen. Die arme Bertha ist sehr beklagenswerth, daß sie in ihrer selbst gewählten Einsamkeit so ganz verlassen von den nächsten Verwandten und Freunden der Tod ereilt hat.
Wir müssen mit der innigsten Theilnahme viel an Deine liebe Schwiegermutter denken, wie schwer ihr dieser Todesfall ans Herz gehen muß.
Was Du von Engelmanns Schwiegertochter schreibst geht mir auch recht nah. Der arme Mann hat in den letzten Jahren viel Herzeleid zu tragen gehabt.
Von den übersandten Tafeln zu Deiner Schöpfungsgeschichte habe || ich das Titelkupfer und 2 andere Wagenschieber übertragen, der sie in 3 Wochen fertig zu machen versprochen hat, die beiden anderen hat Schütt zu lithographiren übernommen. Hoffentlich sehen wir Dich bald einmal hier und es wird am besten sein wenn Du dann selbst den Stein vor dem Druck revidiren kannst.
Mit herzlichen Grüßen an Deine Frau und Schwiegermutter
Dein treuer
G Reimer
Berlin 11 März | 1870