Rodenberg, Julius

Julius Rodenberg an Ernst Haeckel, Berlin, 16. April 1882

DEUTSCHE RUNDSCHAU.

VERLAG, EXPEDITION UND REDACTION:HERAUSGEBER:

GEBRÜDER PAETEL IN BERLIN. DR. JULIUS RODENBERG IN BERLIN.

W., LÜTZOWSTR. 2. W., MARGARETHENSTR. I.

BERLIN, W., DEN 16. April 1882.

Verehrtester Herr Professor!

Willkommen in der Heimath! Unter den Vielen, welche dieses Wort Ihnen zurufen, mag ich um so weniger fehlen, als es mir ja vergönnt war, an Ihrer langen u. herrlichen Reise in bevorzugter Weise Theil zu nehmen u. gewißermaßen die ersten Früchte derselben vor allen Anderen zu genießen. In der That ist es mir ein seltener Genuß gewesen, Ihre wundervollen „Reisebriefe“ zu lesen, von welchen namentlich der zuletzt, aus Súez empfangene zu dem Schönsten gehört, was die Reisebriefschreibung, so weit ich sie kenne, bisher überhaupt geliefert hat. Die beiden gedruckten Abschnitte haben dann auch den größten Erfolg beim Publicum gehabt; von allen Seiten, aus allen Kreisen der Gesellschaft sind mir Zeichen eines Beifalls zugegangen, wie wir ihn in dieser Einstimmigkeit u. Stärke nicht oft geerntet haben u. man sieht den Fortsetzungen mit einer Spannung entgegen, wie ich sie sonst nur bei Romanen bemerkte. Und dennoch ist das, was Sie erzählen, die Wirklichkeit! Freilich, was für eine Wirklichkeit und mit welcher Kraft subtiler Beobachtung, mit welcher Anschaulichkeit erzählt! Mit || welcher Naturfreudigkeit, mit welch‘ hellem, heiteren Sinn, mit welchem Gemüth u. welcher Poesie! Ich kann es Ihnen nicht sagen, Herr Professor, wie tief Sie mich ergriffen haben, wie glücklich u. Ihnen dankbar ich bin, daß Sie durch diese köstlichen Schilderungen der „Rundschau“ einen Glanz geben, der so bald nicht erlöschen wird.

Leider kam die Sendung aus Suez nicht mehr früh genug hier an, um noch für das Maiheft Verwendung zu finden; wir werden sie nun (Colombo u. Whist Bungalow) im Juniheft und (Kaduwella u. Peradenia) im Juliheft geben. Die erstere Hälfte ist bereits im Satz u. Sie werden die Correctur etc in Jena selbst lesen können. Das weitere MS bitte ich, wie bisher, an die Verlagshandlung zu senden; wir werden mit der Publication danna ununterbrochen fortfahren, so daß auch das Buch, wenn Sie wollen, noch vor Weihnachten erscheinen kann.

Ich schreibe diese Zeilen mitten unter den Vorbereitungen zu einer Reise nach Carlsbad, wohin ich mich morgen zur Cur begebe. Wollen Sie daher zunächst etwaige weitere Mittheilungen oder Wünsche direct an die Verlagshandlung richten, welche bereits informiert ist u. außerdem nur Nachricht von Ihnen erwartet, um Ihnen das längt fällige Honorar zu senden. ||

Ein Unstern scheint übrigens über mein Haupt zu walten u. mich immer von Berlin fortzuführen, wenn Sie dorthin kommen; ich fürchte, daß ich auch dißmal Ihren Besuch verfehlen werde, da ich vor Ende nicht zurückzukehren gedenke. Doch werde ich vielleicht in der Lage sein, das Schicksal ein wenig zu corrigieren, indem ich auf der Heimreise durch Thüringen den kleinen Umweg über Jena mache, um so das Vergnügen haben zu können, Sie endlich einmal von Angesicht zu Angesicht zu sehen u. Ihnen dankbar die Hand zu drücken.

Empfehlen Sie mich einstweilen Ihrer verehrten Frau Gemahlin, mit welcher ich während Ihrer Abwesenheit einigemale Briefe gewechselt, u. seien Sie herzlich gegrüßt

von Ihrem

aufrichtig ergebenen

Julius Rodenberg.

a korr. aus: un

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
16.04.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20248
ID
20248