Rodenberg, Julius

Julius Rodenberg an Ernst Haeckel, Berlin, 22. Januar 1882

DEUTSCHE RUNDSCHAU.

VERLAG, EXPEDITION UND REDACTION:HERAUSGEBER:

GEBRÜDER PAETEL IN BERLIN.DR. JULIUS RODENBERG IN BERLIN.

W., LÜTZOWSTR. 2. W., MARGARETHENSTR. I.

BERLIN, W., DEN 22. Jan. 1882.

Verehrtester Herr Professor!

Wir sind jetzt im Besitze zweier Ihrer herrlichen Reisebriefe, von denen einer auch schon gesetzt ist u. in diesem Augenblick gedruckt wird. Daß uns dabei das Malheur passirte, den zweiten (Eine Woche in Bombay) vor dem ersten (Unterwegs nach Indien) zu erhalten, werden Sie vielleicht schon durch Ihre verehrte Frau Gemahlin erfahren haben, welche persönlich in Jena kennen zu lernen ich an dem Tage das Vergnügen hatte, wo das erste Telegramm von Ihnen aus Indien anlangte. Wir werden nur Ihre reizend geschilderte Reise nach Indien erst im folgenden Hefte geben können; eine redactionelle Notiz wird diese umgedrehte Reihenfolge erklären u. in Ihrem Buche können Sie ja dann Alles wieder in’s Gleiche bringen. Die Gebr. Paetel sind sehr glücklich, daß Sie ihnen den Verlag überlassen wollen u. ich bin fest überzeugt, daß auch Sie Grund haben werden, mit dieser Abmachung zufrieden zu sein.

Es machte mir das größte Vergnügen, nicht nur das MS, sondern auch die Correctur zu lesen; Sie schreiben so überaus anschaulich, – Sie sehen mit dem Auge des Dichters u. aus Allem leuchtet Ihr schönes, liebenswerthes Gemüth hervor. Werden Sie mir zürnen, daß ich die so schmeichelhafte Erlaubnis, hier u. dort stylistisch einzugreifen, auf ein paar Sätze ausgedehnt habe, wo Sie das einemal gegen die christliche Religion u. das andermal gegen die Berliner Akademie polemisiren? Die Wirkung ist ohne diese || Spitzen, wenigstens in der gegenwärtigen Publication; danach, im Buche, können Sie ja wiederherstellen, und sie für geboten erachten. Ihre MSS werden Ihnen im perfecten Zustand aufbewahrt u. zurückgegeben werden, sobald Sie zurück sind. Uebrigens folgt man Ihrer Reise hier in Berlin (u. überall) mit dem regsten Interesse; die beiden einliegenden Notizen erschienen kurz nacheinander in der hiesigen „National-Zeitung“, u. gingen so ziemlich durch alle deutschen Zeitungen. Sie werden gewis viel Freude an Ihren Reiseberichten haben; sie sind wunderbar gut für ein großes Publicum geschrieben u. ich bin glücklich, daß die „Rundschau“ sie zuerst bringt. Wir werden Ihnen für diese Bevorzugung immer zu tiefen Dank verpflichtet bleiben. Ihr Herr Bruder wird Ihnen schon geschrieben haben, daß Sie künftig die Briefe gleich an uns (u. zwar nicht an mich persönlich, sondern an die Redaction der Deutschen Rundschau, Lützowstrasse 7. Berlin W.) adressiren möchten. Wir lassen dann sofort nach dem Eintreffen ein Dutzend Separat-Abzüge für Vertheilung an Ihre werthe Familie machen, so daß diese kaum später in den Besitz Ihrer Mittheilungen kommen wird.

Bis diese Zeilen Sie auf dem schönen Eiland im fernen Osten erreichen, wird Ihre Zeit bald abgelaufen sein. Aber sie werden gerade noch früh genug kommen, um Ihnen meine herzlichsten Wünsche für den weiteren glücklichen Verlauf Ihrer Reise zu bringen u. Ihnen zu sagen, mit welcher Teilnahme von Lesern, Freunden u. Verehrern Ihnen folgen!

Mit den herzlichsten Grüßen

Ihr

treuer ergebener

Julius Rodenberg.

Wir werden Ihnen das Februarheft nach Ceylon schicken, damit unsere „Rundschau“ doch auch einmal unter Palmen (nicht wandle, sondern) gelesen werde!

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.01.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20246
ID
20246