Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Franzensbad, 12. Juni 1908

Hôtel Belvédère

Franzensbad 12 Juni | 1908

Liebster Freund!

Umgehend herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief vom 10ten, der mir heute das Frühstück würzte, – desgleichen für frühere Karte aus Jena und last not least für Einladung zur Jubelfeier in Jena. – Darauf werde ich freilich verzichten müßen, denn ich muß an meine Arbeit in Glasgow zurück und erwarte außerdem noch Anfang Juli eine Westpreuss. Zoolog. Botan. Gesellschaft – deren ich mich anzunehmen versprochen habe. –

Auf dem Programm steht Arran Oban Staffa Iona Caledonian Canal Inverness Edinburgh. – Ach wenn Du mitmachen koenntest um wieder den „Eiwich“ skizziren || zu koennen! – Ich denke in ca. 10 Tagen hier fertig zu sein – werde wohl aber dem Drängen meiner Frau nachgeben müßen und nur auf 2 Tage nach Berlin gehen. Dann peu à peu wie ein Donnerwetter Heim. Hast Du nicht in Berlin zu thun. Mach’ es doch den Alten höchsten Herrschaften klar daß sie vom Affen abstammen und auf dem besten Wege sind dahin zurück zu kehren. –

Sehr leid that es mir zu hören daß Schwester Röschen wieder von Influenza heimgesucht gewesen. Pfingsten war hier ganz leidlich und jetzt ist es herrlich. – ||

Ich habe eine Nichte in München Ida Clauss und hätte gern Dein Urtheil über ihre Arbeiten gehört. Das ist der Fehler der jüngeren Generation daß sie zu schnell mit sich zufrieden ist und trifft auch, fürchte ich, bei Ida Clauss ein. Sie ist aber fleißig und hat doch schon einiges verkauft.

Gerne wäre ich mit Dir in München zusammen getroffen wie „dunnemals“. Walter und Familie bitte bestens zu grüßen – hoffentlich geht es ihnen nach Wunsch. –

Morgen erwarten wir den ältesten Sohn meines Bonner Bruders u. will ich versuchen mit ihm einen Tag ins Fichtel Gebirge || zu spritzen. – Es soll schön in Wunsiedel Luisenburg und Kösseine sein. –

Tante Ida und ich grüßen Dich herzlichst und wünschen Dir daß Du Schwester Röschen wohl antreffen wirst.

Stets Dein

Paul Rottenburg

Vielleicht kannst Du die Dame berathen?! –

[Zeitungsausschnitt, Bild einer jungen Frau m. Text: „Jetzt weiß ich nicht, höre ich Medizin und werde Fräulein Doctor, oder erhöre ich den Mediziner und werde Frau Doctor?“]

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
12.06.1908
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20068
ID
20068