Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 1. Februar 1903
Holmhurst
Dowanhill Gardens
Glasgow
8. Feb. 1903.
Liebster Freund!
Besten Dank für Deinen 1. Brief und Anzeige der Bücherkiste. ‒ Ich fürchte ich habe undeutlich geschrieben; die Hamburger Firma (Agenten der Linie Hamburg ‒ Leith) heißen
Hugo & van Emmerik
Holländ. Brook
Hamburg
Die Leute sind aber so gut bekannt daß selbst bei leichter Verstümmelung des Namens die Kiste sicher ihre Adresse || erreicht. ‒
Schrecklich leid thut es mir zu hören daß es Schwester Röschen so elendlich geht und Emma einer Anstalt bedarf. Wenn es der Tochter schlecht geht wird die Mutter auch nicht gesunden koennen. ‒
Wenn Du auch in der Arbeit Zukunft findest so braucht der Mensch doch Sonnenschein in seinem Heim zur Erholung und der fehlt unter solchen Verhältnißen.
Hoffentlich erfrischt Dich der Besuch in Leipzig. Grüße mir außer den lieben Deinigen Sven Hedin, von dem ich || leider viel zu wenig gesehen habe. Ein hoch begabter vielseitiger interessanter energischer Gelehrter und Reisender. Ich hatte einige Leute zum lunch eingeladen um Sven Hedin zu treffen aber es war eine Aufführung von Hamlet ohne den Prinzen; er kam mit einem späteren Zuge u. fuhr nach der Vorlesung mit dem Nachtzuge nach London. ‒ Allein seine Sprachkenntniße sind beneidenswerth. ‒
Ganz besonders danke ich Dir für die Erwähnung der Marmelade; eine Sendung geht nächste Woche über Hamburg an Dich ab und trifft hoffentlich bis zum 13/2 ein um Dein Wiegenfest zu versüßen. Viele herzliche Wünsche schon heute praenumerando.
Louis, unser No I ist in Arosa in der Schweiz um seine Leber auf den Damm zu bringen. Er verlor die alte Energie und kommt nun hoffentlich in anderer Verfassung zurück. ‒
Mein Maroccaner Bruder sitzt in Rabat mit seiner ältesten Tochter und kann nicht fort ‒ die Familie ist in Tanger. Er ist ziemlich sicher daß die Franzosen ihre Hand im Spiel haben. Ohne etwas Gloria kann der Franzose eben nicht lange leben.
Mit warmen Grüße von Haus zu Haus
Ever yours
Paul R. ‒