Alexander Sokolowsky an Ernst Haeckel, Stellingen, 14. Februar 1909 [13328]
DR. PHIL. ALEXANDER SOKOLOWSKY
ZOOLOGISCHER ASSISTENT IN
C. HAGENBECK’S TIERPARK
STELLINGEN BEI HAMBURG
STELLINGEN, 14. Februar 09
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Nehmen Sie hiermit meinen herzlichsten Glückwunsch zu Ihrem 75. Geburtstage entgegen. Möge es Ihnen noch recht lange vergönnt sein, durch den Ausbau des Phyletischen Museums Ihr grosses Lebenswerk zu vollenden.
Die heutige Hamburger Darwinfeier war sehr zahlreich besucht. Herr Professor Klaatsch sprach in seinem Vortrag in sehr schöner Weise über Ihr grosses Lebenswerk und wies die kleinlichen und erbärmlichen Angriffe gegen Ihre Person energisch zurück, unter grossem Beifallklatschen || der Versammlung. Er bezeichnete die Angriffe gegen ihre Person als Agitation der Dunkelmänner gegen die Freidenker. In seinen Lichtbildern führte er einen javanischen Embryo in Vergleich zu einem europäischen vor und erläuterte dabei, wie different die Embryonen der Menschenarassen sind. Der javanische Embryo näherte sich in seinem Aussehen so sehr dem Affen, dass Klaatsch darüber seine Verwunderung aussprach und die Richtigkeit Ihrer embryologischen Forschungen bestätigte. Alles in Allem genommen hat sich die Darwinversammlung gefreut, dass Klaatsch für Sie öffentlich eintrat. Demnächst halte ich mehrere Vorträge über die Anthropomorphen und werde ich nicht verfehlen, dem Beispiele Klaatsch’s dabei zu folgen.
In den nächsten Tagen werde ich mir || erlauben, Ihnen Zeitungsberichte über die Hamburger Darwinfeier zuzusenden, denen Sie dann näheres hierüber entnehmen können.
Mein innigster Wunsch ist, dass Sie wieder ganz hergestellt sind.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr treu ergebener Schüler
A. Sokolowsky.
a gestr.: aff