Kraigher-Porges, Josepha

Josepha Kraigher-Porges an Ernst Haeckel, Paris, 12. Juli 1900

Hochverehrter Herr Professor!

Hier empfehle ich Ihnen wärmstens unseren lieben, tüchtigen Arzt, der ein begeisterter Anhänger von Ihnen ist.

Seine Arbeit wird Sie gewiß hoch interessiren.

Ich sah zu meiner Freude seine Experimente, die auf mich, die glühende Häckelianerin einen starken Eindruck machten. ||

Ich habe eine hübsche italienische Reise gemacht, die den ganzen Winter dauerte. Dabei sah ich das schöne Aquarium in Neapel, was mich riesig freute aber auch meine große Bewunderung für Sie steigerte. Wie naturtreu und herrlich haben Sie doch die „Kunstformen” gemacht!! Das ist ganz einzig.

Auch ein Stück Papstkomödie in Rom sah ich mit an und dies hat so weit das noch möglich war, meine Abneigung gegen die Kirche verschärft.

Geradezu ekelhaft ist das diese urteilslose alberne Presse ergeht sich in Großartigkeitslügen ...

Wann wird unsere Gottheit, die ewige Natur in ihrer Hochherrlichkeit siegen?

Dieses Frühjahr spreche ich, so das Schicksal nichts dagegen hat, bei Ihnen in || Jena vor und freue mich riesig darauf Sie in Ihrer köstlichen Frische und Arbeitsfreude wieder zu sprechen.

Bis dahin grüße ich Sie in herzlicher Hochschätzung

Fina Zacharias

16.3.1903

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
16.03.1903
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 11860
ID
11860