Marie Bär-Ulrich an Ernst Haeckel, Zürich, 22. März 1900
Zürich, d. 22. III. 00.
Hochverehrter Herr Prof. Häckel,
Es ist bald ein Jahr, daß Sie der Welt Ihr großes, epochemachendes Werk geschenkt haben; ein wahrhafter Ostersonntag ist damit allen Gebildeten geworden, an dem die Wahrheit und die Erkenntnis ihre unsterbliche Auferstehung feiert. Nehmen Sie Hochverehrter, den Dank einer einfachen Frau, der Sie durch Ihr herrliches Buch || Stunden des Glückes und der Begeisterung geschaffen. Mit Andacht vernahm ich Ihre Lehre des Werdens und Entstehens, so wunderschön faßlich und klar geschrieben, daß auch der Laie folgen kann; und beseelt vom Mute, dem Streben nach Wahrheit und Erkenntnis.
Ihr Werk wird unsere „Hausbibel“, || ich erwarte mit Ungeduld den Tag, an dem ich meine Kinder für reif halte, siea den ersten Blick in dieses Glaubensbekenntnis eines großen Geistes tuen zu lassen.
Genehmigen Sie, mein Herr, diese Zeilen als geringen Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung und Verehrung
Frau Marie Bär-Ulrich
Zürich
Mythenstr. 2.
a eingef.: sie