Anonymus an Ernst Haeckel, Kiel, 24. September 1903
KIEL. 24.9.03
Herrn Professor Haeckel
Jena
Eine Volksausgabe Ihres „Welträthsel“ habe ich soeben gelesen, ich bin ungebildet, kann Ihnen auf ihr gemeines Buch keine Antwort geben, doch drängt es mich eine Frage an Sie zu stellen: Wie denken Sie sich denn ein Leben ohne Religion? Sie widersprechen sich ja selbst, indem Sie unter || Ihr Vorwort schreiben:
Ostersonntag 2. April 1899
was haben denn Leute Ihres Schlages mit Ostern oder gar mit Sonntagen zu tun?? Sie scheinen sich doch noch nicht so ganz vom Glauben Ihrer Väter freigemacht zu haben. Doch wie gesagt, wenn ich mehr Bildung besäße könnte ich Ihnen vielleicht besser antworten, meine Feder kann nur meine Gedanken nicht wiedergeben.
Nur Eins Sie Ueberkluger von Affen abstammender, wenn nun doch Ihre Berechnungen falsch wären, Sie stehen am Ende Ihrer Laufbahn ich will sehen, was Sie auf dem Sterbebette mehr tröstet, Ihr Welträtsel oder der Glaube an Gott.
Wehe dem, durch den Aergernis in diese Welt kommt!